Am 11. Jänner luden Studierende der Lehrveranstaltung „Angerdörfer – Anger ist nicht gleich Anger“ der TU Wien im Rahmen der landuni und des diesjährigen Schwerpunkts „Transformation des Bestands“ zu einem Zukunftsdialog ins Schloss Drosendorf. Circa sechzig Gäste folgten der Einladung – darunter zahlreiche Landwirt:inne aus diversen Angerdörfern, politisch Aktive, in der Dorferneuerung und anderen Vereinen, Engagierte, LEADER-Manager:innen, sowohl Einheimische als auch Zugroaste. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt.
In der Lehrveranstaltung „Angerdörfer – Anger ist nicht gleich Anger“ – betreut von Karin Standler, Judith Leitner und Dominika Švarc – erkundeten Studierende der Architektur und Raumplanung von Drosendorf aus rund zwanzig Angerdörfer im Waldviertel, Weinviertel und angrenzenden Südmähren. Wichtigste Methode war dabei die Strollologie, die Spaziergangswissenschaft. Sich vor Ort begeben, mit Menschen ins Gespräch kommen, Vorgefundenes mit allen Sinnen wahrnehmen, die heutige Situation mit historischen Karten und Bildern vergleichen, Eindrücke in der Gruppe austauschen – das war der Einstieg in die vielfältige Welt der Angerdörfer. Ein Anger ist ein meist grasbewachsenes, gemeinschaftlich genütztes Land oder ein Dorfplatz, der früher oft als Gemeindeweide verwendet wurde. Größe, Form, Parzellierung und Eigentumsverhältnisse variieren von Region zu Region und beeinflussen die heutige Nutzung. Wo die Anger nicht bebaut wurden, werden sie heute als Gärten, Spielplätze, Parks und Orte für gemeinschaftliche Einrichtungen genutzt. Die Vielfalt der Anger wurde in Drosendorf in Form von Ortsporträts vorgestellt. Zudem wurden Visionen und Spielregeln für ihre Zukunft als kollektiv genutzte Freiräume diskutiert: Wer kümmert sich um den Anger? Warum wurden auf manchen gemeinschaftlich gepflegten Angerspielplätzen Bäume gefällt? Warum wurde das Löschbecken eingezäunt und wird nicht mehr wie früher zum Schwimmen verwendet? Was wird aus leerstehenden Kühl-, Milch- und Feuerwehrhäusern auf dem Anger? Wie lassen sich Ortsbäche naturnah gestalten? Wie gelingt der Umgang mit Trockenheit, Hitze und standortgerechter Bepflanzung? Erste Recherchen wurden bereits am Ende der Exkursion im Oktober einem interessierten Publikum vorgestellt. Im Jänner wurde lebhaft und kontrovers über die Zukunft der Anger bzw. der Angerdörfer diskutiert: Vom Umgang mit Leerstand und Ortserweiterung über die Förderung der Biodiversität und der Aufenthaltsqualität im Freiraum bis zur Entwicklung von Regeln für die Bebauung auf dem und um den Anger. Aus mehreren Ortschaften, z.B. aus Kottaun, Wolfsbach, Heinrichsreith und Wenjapons, sowie seitens der LEADER-Regionen gab es Interesse, weiter an dem Thema zu arbeiten.
Bei der Präsentation „Anger ist nicht gleich Anger“ im Schloss Drosendorf: Alexander Bauer, Dierk Pressel, Sarah Tinz, Noah Krancan, Daphne Schulte, Lukas Hauser, Larissa Landa, Clemens Cavallar, Tobias Füllemann, Simon Zimmermann, Isabel Stumfol, Judith Leitner, Simon Bauernberger und Karin Standler.
Ein Bericht der NÖN ist hier nachzulesen.